Wortspiele - die Hirtengarnele

Die Hirtengarnele - Ersetzt den Hund, wenn die Schafe über einen See getrieben werden müssen.

Dies ist die Geschichte der Hirtengarnelen aus Finnland, dem Land der tausend Seen. Damals, vor vielen Jahren, begannen die ersten Garnelen zusammen mit den Schafen über die Seen zu schwimmen. Warum sie das taten, fragt ihr? Sie fanden die Schafe toll, weil so kuschelig waren. Und kitzelig. Wenn sie einem Schaf links in das Fell schlüpften und es ein wenig kitzelten, dann schwamm es nach rechts. Wenn sie es am Hintern kitzelten, drehte es sich um und schwamm zurück. Kitzelten sie es am Bauch, machte es eine Rolle und schwamm auf dem Rücken ... irgendwo hin. Es dauerte eine lange Zeit, bis die Schäfer herausfanden, warum ihre Schafe im Zickzack über die Seen schwammen. Immer kamen sie an anderen Stellen an Land und standen dort verwirrt herum. Das Einsammeln dieser Navigationsnieten dauerte jedes Mal eine halbe Ewigkeit. Die Hunde waren gar nicht gut auf die Garnelen zu sprechen, das könnt ihr mir glauben.

Irgendwann kam einer der verzweifelten Schäfer auf die rettende Idee. Als er versuchte seine Kollegen zum Mitmachen zu bewegen, stieß er auf wenig Verständnis. "Mach lieber einen Schwimmkurs und treib sie dann selbst rüber!", lachten sie. "Schafeinsammelnde Ignoranten, elende. Fresst doch eure Hüte und erstickt daran, ihr Eulenhufe!", schimpfte er laut vor sich hin. Gleich am nächsten Tag begann er die Garnelen mit den Hunden zusammen zu trainieren. Jeden Tag zauberte er einen neuen Trick aus der Kiste. Mit der Zeit wurden die Garnelen und die Hunde die allerbesten Kumpel und sie gewöhnten sich schnell an das Hundefutter. Die viele frische Luft und die Bewegung ließen die Garnelen immer größer und kräftiger werden. Eines Tages wuchsen ihnen Scheren, mit denen sie bald genauso gut Knochen knurpseln konnten, wie ihre Hundekumpel. Sie teilten sich die Nachtwache mit den Hunden und warnten ihren Chef sehr treffsicher vor den Wölfen, die hier überall herumlungerten. Mit ihrem krebsigen Gebelle und dem Klackern ihrer Scheren vertrieben sie nicht nur wilde Tiere, sondern auch Zeitungsverkäufer, Stechmücken oder die Zeugen Jehovas.

An Land wirkten die Garnelen etwas ungelenk, aber sobald sie im Wasser waren, konnte man sie nur noch durch ihre Farbe von Pinguinen unterscheiden. Mit ihren laut klackernden Scheren trieben sie die Herde in jede beliebige Richtung. Sie kontrollierten auch den gesamten Unterwasserbereich. Ihnen ging nichts durch die Lappen. Auch keine tauchenden Wölfe, die auf diese Weise fette Beute machen wollten. Mit der linken Schere packte sie sich den Wolf. Die rechte Schere legte sie um die Gurgel des Wolfes und drückte zu. Dann wartete sie, bis dessen Augen so groß wie zwei Thunfischdosen waren und ließ ihn wieder los. Zufrieden schaute sie ihm hinterher, wie er schreiend auf der Wasseroberfläche nach Hause rannte. War ein Schaf müde, genügte ein kurzes Hufzeichen und eine der Hirtengarnelen nahm es eine Weile huckepack mit. Meistens kamen sie mit den Schafen schneller durch den See, als der Schäfer mit den Hunden außen herum. Dann standen sie lässig da, in ihre Schaffellmäntel gehüllt, mit einer Kippe im Mundwinkel und den Hut leicht auf die Stirn gezogen. Sie wussten genau, wie cool sie waren.

Was viele Leute nicht wussten: Die Hirtengarnelen hatten das Unterwasserschafscheren erfunden. Ganz alleine. Einfach so. Mit ihren Scheren schnitten sie die Haare der schwimmenden Schafe. Dabei drehten zwei Garnelen das Schaf wie einen Grillspieß und zwei andere schnippelten wie die Irren. Nach zwanzig bis dreissig Umdrehungen, wurde das schwindelig geschorene Schaf von einer weiteren Garnele ans Ufer geführt. Der Reinigungstrupp kümmerte sich um die auf dem See treibende Schafwolle und klackerte sie mit den Scheren sauber. Als der ganze Zauber vorbei war, sammelten sie die Wolle ein und schnickten sie an Land.

Wenn sie abends alle gemeinsam mit den Hunden und dem Schäfer am Lagerfeuer saßen, schallten ihre Lieder weit über das Land. Und in den Vollmondnächten, konnte man sehen, wie die Tiere die ihnen zu nahe kamen, mit entsetzten Blicken die Flucht ins Hinterland ergriffen. Auch so mancher Wolf fühlte sich in diesen Nächten vom Vollmond im Stich gelassen und stürzte sich die eine oder andere Klippe hinunter. Die Schafe waren am nächsten Morgen natürlich besonders mürrisch und knurrig, weil sie kaum gepennt hatten, denn die Hirtengarnelen kannten viele Lieder und sie sangen sehr gerne.

Aber das war eben der Preis für das Rundum-Sorglos-Paket.