die Murmelinsel - Hier macht Jim Knopf immer Urlaub, wenn es ihm in Lummerland zu stressig wird.
Sie war nicht immer die schöne Murmelinsel, die heute bei allen Leuten so beliebt und auf der ganzen Welt berühmt ist. Nein. Sie fing als kleiner Hügel an. Irgendwo versteckt im tiefen Meer war ihr Zuhause. Dort, wo sich Fuchs und Hase niemals Gute Nacht sagen würden, weil keiner von ihnen so tief tauchen konnte. Trotzdem war es eine sehr belebte Gegend, in der sie wohnte. Alle Nase lang kam ein kleiner Wandervulkan vorbei und rauchte ganz verlegen in der Gegend herum.
Die beiden kamen ins Gespräch und er beichtete ihr, dass er eigentlich noch gar nicht rauchen durfte. Zu jung und so. Er erzählte ihr auch, dass es da noch eine andere Welt gab. Weit oben, wo es immer so hell glitzerte. "Mein großer Bruder erzählt immer so tolle Geschichten von seinem Job auf Island.", sagte er. "Was ist ein Island?", fragte sie. Doch der kleine Vulkan wusste es nicht. "Aber ich werde ihn mal fragen.", versprach er. Dann schaute er vorsichtig zwischen zwei Felsen hindurch, ob das Wasser rein war und schlich sich wieder davon. Er hatte eine sehr misstrauische Familie, müsst ihr wissen.
Glitzerte es vielleicht auf Island? Sie mochte Edelsteine doch so gerne. Wie jeder Berg. Wie konnte man dort hin gelangen? Könnte man irgendwie hinauf schwimmen? Oder es mit einer langen Leiter versuchen? Und wie käme man wieder zurück, falls es dort oben nicht schön ist? Diese Fragen bohrten sich wieder und wieder in ihren Untergrund und machten ihn immer löchriger.
Es verging einige Zeit, bis der kleine Vulkan wieder 'mal vorbei kam. Er war wütend, weil er zu Hause Ärger bekommen hatte. In der Schule hatte es Zeugnisse gegeben. "Ich bin in Lavamatik und Vulkanologie durchgefallen. Und von der Schule geflogen bin ich auch, verdammt!", grollte er. "Jeden Tag diese blöden Formeln auswendig lernen... Innendruck, Außendruck, Wasserdruck, Dichtungsdruck, Druck, Druck, Druck, Gluuutdruuuck!!!", bebte er voller Zorn. Und dann bekam er einen gewaltigen Glutausbruch. Er riss die zukünftige Murmelinsel aus der Erde heraus. Sie klammerte sich fest an ihn und es ging donnernd, mit aufgerissenen Augen nach oben. Immer schneller. Ihr wurde zugleich schwindelig, übel, heiß, kalt, hell und dunkel. Es war wie ein Ritt auf einer verrückt gewordenen Rakete. Alles vibrierte und überall waren Gasblasen, die sich in ihren Höhlen sammelten. Glutflüssige Lava durchspülte sie in allen Gängen.
Dann plötzlich Ruhe. Dem kleinen Vulkan ging die Puste aus. Er erstarrte auf halben Weg und kassierte einen gewaltigen Anschiss von seinem großen Bruder, der mit wackeligen Beinen auf ihn herab sah. Das war der Murmelinsel dann doch zu viel und sie ließ den kleinen Vulkan los. Durch das viele Gas in ihren Höhlen war sie aufgepumpt, wie ein Luftballon. Kugelrund trieb sie jetzt langsam nach oben. Es wurde immer heller. Ein paar Minuten später machte es "plopp" und sie war aufgetaucht. Überall roch es noch nach Schwefel und sie konnte nichts sehen. Dicke Rauchschwaden zogen wie Nebel über das Wasser. "Egal, erst mal kurz verschnaufen und treiben lassen", dachte sie.
Einige Zeit später kam sie in eine flachere Gegend und konnte sich am Boden festhalten. Durch ihre vielen kleinen Kanäle floss das Wasser in ihre Höhlen und die ersten Fische kamen vorbei. Zum Glück war sie nicht kitzelig. Bei den Vögeln bestellte sie sich einige Schachteln Gras- und Wildblumensamen und schon bald hatte sie sich eine gemütliche Oberfläche gebastelt. Es dauerte noch ein paar Jahre, aber dann wurde sie von den ersten Reisebüros entdeckt. Der Rest ist Geschichte.
Die Höhlengänge waren von der Lava spiegelglatt versiegelt worden und konnten von den Kindern als kilometerlange Rutschbahnen benutzt werden. Die Kammern im Inneren wurden zu Luxushotelzimmern umgebaut. Die vielen kleinen, engen Höhlengänge dienten als Murmelbahnen mit hunderten Ein- und Ausgängen. Beim Murmelroulette konnte man prima sein Geld verlieren, indem man meistens auf den falschen Ausgang setzte. Und beim Rennspiel "6 x 49 Murmelgänge" verdienten sich die Buchmacher eine goldene Nase.
Ihre günstige Lage zu den Abenteuerrouten von Jim Knopf und Konsorten, brachte immer sehr prominenten Besuch auf die Insel. Der König der Murmelinsel, Kullerick der Runde, hatte ein riesiges Fotoalbum auf den Marktplatz von Bad Murmelbach gelegt. Jeder Held eines bestandenen Abenteuers, der hier vorbei kam, musste ein Foto mit ihm zusammen machen. Dieses ließ er dann autogrammisieren und klebte es in das Album hinein.